Wenn Sie sich mal gefragt haben, was der Dirigent da vorne eigentlich macht, hier kommt die Antwort:
Ein Dirigent ist wie der Kapitän eines musikalischen Schiffes und hat die Aufgabe, das Orchester zu leiten und zu inspirieren. Er ist der Mittelpunkt, der das Orchester zusammenhält und den musikalischen Ausdruck lenkt. Der Dirigent gibt den musikalischen Impuls, bringt Dynamik und Balance ins Spiel und sorgt für einen harmonischen Klang. Ohne den Dirigenten wäre das Orchester wie eine Bande von Musikern, die versuchen, im Chaos zu musizieren.
Doch wie geht das? Da der Dirigent nicht sprechen kann, gibt er mit Hilfe seiner Gesten, Mimik und Körperhaltung "Anweisungen", die das Orchester (im besten Falle) einheitlich befolgt.
Hier ein paar Beispiele aus der Praxis:
Das Tempo und der Takt
Mit Hilfe von schwingenden Bewegungen der Hände oder des Taktstocks in einem bestimmten Muster gibt der Dirigent die Taktschläge und die Geschwindigkeit vor.
Zum Beispiel bei einem 4/4 Takt wird der Dirigent also alle 4 Schläge eines Taktes anzeigen. Das untenstehende Bild zeigt ein mögliches Muster des Taktstocks:
Er beginnt in der Mitte und schwingt nach unten zur 1 (erster Schlag), dann mit einer schwungvollen Linksbewegung zur 2 (2. Schlag), danach nach rechts zur 3 (3. Schlag) und nach oben zur 4 (4. Schlag), danach wieder mit einem schwungvollen Bogen nach unten zur 1 und so weiter.
Je schneller das Tempo, umso schneller und auch kürzer werden die Bewegungen, die den Schlag anzeigen.
Die Lautstärke
Ein wichtiges Thema ist das Anzeigen der gewünschten Lautstärke. Natürlich steht diese in den Noten. Aber im "Eifer des Gefechts" werden diese Angaben manchmal überlesen und die Spieler befolgen die angeschriebene Lautstärke nicht. Der Dirigent hat die wichtige Aufgabe, Änderungen in der Lautstärke anzuzeigen. Hier hat er verschiedene Möglichkeiten:
Die Spannweite seiner Bewegungen: Große, ausladende Bewegungen = Laut, kleine, sparsame Bewegung = leise
Die Körperhaltung: Aufrecht und "Groß" = Laut, geduckt, versteckt = leise
Mimik: Große Augen, viel Bewegung im Gesicht = laut, zusammengekniffene Augen = leise
Gestik: Forderndes Winken = Lauter! Abbremsende Geste = Leiser
Spieleinsatz
Nicht jeder Spieler muss zur gleichen Zeit beginnen, zu spielen. Manche Stimmen setzen erst zu einem späteren Zeitpunkt ein. Natürlich muss jeder Spieler aufmerksam mitzählen, um seinen Einsatz nicht zu verpassen. Aber auch der Dirigent kann hier mithelfen, indem er der entsprechenden Stimme per Winken oder Zeigen den bevorstehenden Einsatz anzeigt.
Das Dirigieren eines Orchesters ist eine Kunst für sich, nicht umsonst benötigt man eine Extra Ausbildung dafür. Wie überall, gibt es verschiedene Typen und Ausprägungen.
So gibt es den Dirigenten, der für sich allein so viel Action verbreitet wie das gesamte Orchester. Es scheint dass er tanzt, dass die Musik ihn bewegt und alle Energie in den Körper fließt.
Und dann gibt es die introvertiereren, zurückhaltenden, die sich mehr auf ihre Technik verlassen und weniger auf das drum herum.
Für die Spieler sind beide Typen wertvoll: So kann das energieintensive, wilde und manchmal ungestüme Dirigieren des extrovertieren Dirigenten dazu führen, dass man selbst verwirrt ist, weil Signale nicht klar genug gegeben werden sondern in der allgemeinen Bewegung untergehen, wobei das zurückhaltende, introvertierte Dirigieren das innere "Feuer" beim Spielen vielleicht nicht ganz so stark entfacht.
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